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Anja Brüll

Anja Brüll

Eckdaten

  • RLS-Jahrgang 2007
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Lebenslauf von Anja Brüll

Anja Brüll

Anja Brüll, geboren 1970 in Aachen, ist Diplom-Ingenieurin für Landschaftsplanung.

Nachdem sie 1992 ihr Vordiplom in Biologie an der RWTH Aachen absolvierte, wechselte sie zur TU Berlin, um Wissenschaft und Design mit internationalem Umweltmanagement im interdisziplinären Feld der Landschaftsplanung verbinden zu können. 1999 legte sie Ihr Diplom mit Schwerpunkt Landschaftsökologie und -entwicklung mit Auszeichnung ab. Praktische Erfahrungen in ‚Natural Resources Management’ und ‚Ecological Engineering’ konnte sie bereits während des Studiums 1994 in den USA im Grand Canyon National Park und 1998 in Schweden am Stensund Ecological Center im Rahmen eines Leonardo-da-Vinci Stipendiums für Wissenstransfer sammeln. Direkt im Anschluss an das Studium nahm sie erfolgreich an einem Postgraduierten-Training in Management und Unternehmensführung bei der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V. teil. Im Team mit Grit Bürgow & Ina Küddelsmann gewann sie 2000 den 1. Preis eines internationalen Wettbewerbs zur Zukunft von Landschaft der Akademie für Raumplanung und Umweltforschung, ARL Hannover.

In den Jahren 2001-2004 war Anja Brüll als Mitarbeiterin und Gesellschafterin verschiedener Ingenieurs-Arbeitsgemeinschaften tätig. Zu ihren Aufgaben gehörten Projektmanagement und Bauleitung im Tragwerks- und Fassadenbau inklusive gebäudeintegrierter Photovoltaik. In den USA leitete sie den Bau eines Gewächshaus­systems zur Abwasserreinigung (Solar Aquatic System) für die Ecological Engineering Group Inc. Zusammen mit Grit Bürgow gründete sie 2002 das Büro „aquatectura“ in Berlin und Aachen und entwickelte komplementär zur Solararchitektur das Designkonzept Aquatectur®. Seit dem führt sie diverse gestaltende und beratende Projekte im Bereich regeneratives Landschaftsdesign und integriertes Wasser-,  Land- und Ressourcenmanagement durch (www.aquatectura.de). Anja Brüll ist zudem als Vorstandsmitglied und Expertin der International Ecological Engineering Society (www.iees.ch) in internationalen Projekten tätig, zuletzt im ‚Capacity Building’ für nachhaltiges Landmanagement im Rahmen der UN Konvention zur Bekämpfung der Wüstenbildung in Bulgarien und im EU Forschungsprojekt BIOPROS im Bereich Training verschiedener Zielgruppen zur Nutzung geeigneter Abwässer für den Anbau von Energie-Biomasse in Kurzumtriebsplantagen.

Kurzbeschreibung des Promotionsvorhabens:

„Biomasse – eine regenerative Energiequelle? Komplementäre Produktion von Biomasse im Kontext eines nachhaltigen Land- und Ressourcenmanagements“ (Arbeitstitel)

Biomasse ist eine erneuerbare aber keinesfalls unerschöpfliche Energiequelle. Die Eigenschaft des Nachwachsens und der CO2-Neutralität, auf der sich die Einstufung der Bioenergie als regenerative und nachhaltige Energieform gründete, ist nämlich nur bei gleichzeitiger Erneuerung des Bodens (und seiner Humusvorräte), der Wasser- und Nährstoffvorkommen, stabiler Klimaverhältnisse sowie anderer Landschaftsfunktionen gegeben. Von diesen vielfältigen Ökosystemleistungen, bei denen die Vegetation als Wasser- und Landmanager eine entscheidende Rolle spielt, hängt nicht nur der Wirtschaftssektor Bioenergie selbst, sondern die Lebensfähigkeit und Lebensqualität der gesamten Gesellschaft und ihres ökonomischen Systems ab. Biomasse kann daher nicht ‚per se’ als regenerative Energiequelle gelten. Bioenergie-Techniken sind im Zusammenhang mit der Bereitstellung der Biomasse in geeigneten Landnutzungsformen zu sehen, die im Kontext ihrer Region, ihres Wassereinzugsgebietes und eines nachhaltigen Land- und Ressourcenmanagements entwickelt werden müssen.

Um die Nachhaltigkeit der Produktion von Energiebiomasse zu bewerten und zu sichern, wird die internationale Einführung von Nachhaltigkeitsstandards durch Zertifizierungssysteme derzeit politisch favorisiert und implementiert. Grenzen solcher Produktzertifizierungen werden jedoch u.a. darin gesehen, dass sie indirekte Effekte, wie z.B. Landnutzungsänderungen resultierend aus makro-ökonomischen Zusammenhängen nicht abdecken können. Daher werden weitere Maßnahmen aus dem Bereich nationaler Raumordnung und Landnutzungsplanung sowie die Einbettung des Bioenergiesektors in globale Biomasse- und Landmanagementstrategien erwartet.

Die These dieser Dissertation ist, dass eine Bewertung und nachhaltige Entwicklung von Bioenergie-Praktiken und Techniken ins Verhältnis gesetzt werden muss zu (1) einem gesellschaftlichen Konsens über notwendige und wünschenswerte Lebensbedingungen und –Qualitäten, die durch Landbewirtschaftungsaktivitäten in der Landschaft unterhalten werden sollen und (2) einer sektorübergreifenden, geteilten Wissensbasis über die generellen und kontextspezifischen Bedeutungen verschiedener Biomasseformen für und Einflüsse menschlicher und nicht-menschlicher Biomasseproduzenten auf diese Landschaftsleistungen.

Gegenstand und Ziel dieser Arbeit ist es daher, Grundlagen für eine regionale Referenzbildung zu untersuchen und einen standardisierten, adaptiven Prozess als Aufgabe eines professionellen Landschaftsmanagements zu entwerfen, der solche Referenzsysteme auf verschiedenen Skalen schaffen und unterhalten kann. Das Verhältnis von Nachhaltigkeit zu Erneuerbarkeit wird dabei ebenso thematisiert, wie die Schlüsselfunktion eines integrierten Wasser- und Landmanagements für die Regeneration von Ökosystemleistungen. Ein möglicher Prozess der Referenzbildung wird zunächst im Hinblick auf eine komplementäre Biomasseproduktion untersucht und entwickelt, kann jedoch auch dazu dienen, andere Technologien und Produktionsprozesse an ihrer Schnittstelle zur Landschaft nachhaltig zu gestalten.

Die Arbeit verfolgt einen interdisziplinären Forschungsansatz im Sinne einer ‚Science of Synthesis’. Methodisch werden Literatur- und Dokumentenanalysen durchgeführt und mit Expertengesprächen sowie Designstudien ergänzt. Verschiedene Konzepte aus den Bereichen Sozial-Ökologie, Ökologische Ökonomie, Landschaftswissenschaften und Management-Systeme werden dabei argumentativ miteinander in Beziehung gebracht. Das Konzept der (Re)Produktivität (Biesecker & Hofmeister 2006) dient u.a. als Leitfaden.

Die Dissertation wird betreut von Prof. Sabine Hofmeister an der Fakultät Umwelt und Technik, Institut für Umweltstrategien, Fach Umweltplanung der Leuphana Universität Lüneburg


Dissertation

Biomass - a renewable energy source?
Sustainable complementary biomass (re)production through Landscape Quality Management


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